Wenn wir das Gründungsjahr unseres damaligen „Feuerwehrvereines“ aus alten Aufzeichnungen ermitteln, stoßen wir auf die Geburtsstunde der Feuerwehr Hermagor im Jahr 1867. Eine Handvoll angesehener und beherzter Bürger des damaligen Marktes unter Führung zweier erfolgsreicher Männer, Lucio Gallin und Hans-Stefan Gasser, haben sich aus zwingender Notwendigkeit und der Obsorge um den gesicherten Fortbestand des Marktes heraus zusammengefunden und auf der Grundlage der damals geltenden Feuerlösch-Ordnung vom Jahre 1825 eine örtliche „Feuerlösch-Vereinigung“ – die Feuerwehr im Markt Hermagor – ins Leben gerufen.
Besonders Lucio Gallin war es, der den Gedanken vertrat, dass man gegen die allerorts gefürchtete Macht des Feuers ohne eigene und ständig für Löschzwecke bereitgestellte „Feuerlösch-Requisiten“, insbesondere aber einer „Feuerspritze“, mit deren Hilfe man den Löschwasserstrahl direkt in die Feuerglut richten könne, nichts Wirksames auszurichten imstande sein wird.
So erstand die Bürgerschaft Hermagors gleichen Jahres gemeinschaftlich die erste Feuerspritze. Es war eine tragbare, sogenannte „Kastenspritze“ ohne Saugwerk und Windkessel, mit einem zwei Meter langen Druckschlauch. Für die Pumptätigkeit waren zwei bis vier Mann erforderlich. Das Wasser musste jedoch mittels Eimern erst zugetragen und in den ca. 70 Liter fassenden Wasserkasten geschüttet werden, von wo es vom zweizylindrigen Pumpwerk angesaugt wurde. Die Wurfweite dieser Spritze betrug 10 Meter bei einer Wasserlieferung – sofern die Wasserzubringung mittels Eimern reibungslos funktionierte – von durschnittlich 40 bis 50 Liter/min.
Die erste Kastenspritze vom Jahr 1867
Jedoch Lucio Gallin, in den Annalen unserer Feuerwehr als Organisator und großer Gönner verzeichnet, wie auch Hans Gasser ruhten nicht. Sie waren im Lande viel herumgereist und hatten auf Grund gesammelter Erfahrungen, anderweitig durchgeführter Besichtigungen von bereits bestehenden Feuerwehren eine andere Vorstellung von einer wirksamen Feuerbekämpfung.
In den folgenden zwei Jahren (1868-1969) stießen weitere Bürger des Marktes zur „Feuerlösch-Vereinigung“. Leitete bisher vorwiegend Lucio Gallin deren Geschicke, so wurde 1869 Hans Gasser in dem nun gleichzeitig gegründeten „Feuerwehr-Verein“ als erster „Commandant“ und Hauptmann erwählt.
Die Wehrleitung setzte sich zusammen: aus dem Hauptmann, seinem Stellvertreter, zwei oder mehreren Beiräten, den Leitmännern der jeweiligen Wehrrotten, einem Wehrarzt, den Spritzmeistern, dem Requisitenmeister, dem Säckelwart (Kassier) und dem Schriftwart. Die Mannschaft war in Rotten unterteilt: die Steigerotte, Spritzen- und Wasserrotte und die Schutzrotte. Jede dieser Abteilungen hatte ihren verantwortlichen Leitmann und ihre besonders zugedachte Aufgabe bei der Brandbekämpfung.
Gleichen Jahres erfolgte die Anschaffung der ersten großen, sogenannten „Knaustischen-Wasserspritze“. Diese war eine zweiachsig für Pferdezug eingerichtete große Handdruckspritze mit tiefhängendem Wasserkasten und Saugwerk und einstrahligem Druckrohranschluss. Obenauf war ein Bocksitz für den Kutscher und den Leitmann angebracht. Mitgeführt wurden die Saugschläuche und ein Requisitenkasten. Die für den Betrieb erforderliche Pumpmannschaft betrug zehn bis zwölf Mann. Die Wasserleistung betrug pro Minute max. 180 Liter. Herstell- und Lieferfirma: Wm. Knaust, Maschinen- und Feuerlöschgerätefabrik in Wien. Die Unterbringung dieser Spritze erfolge in der damaligen Riederschen Köse.
"Knaustische-Wagenspritze"
die erste große Wagenspritze der FF Hermagor (1869)
Im gleichen Jahr werden auch die ersten Vereinsstatuten erarbeitet. § 1 dieser Statuten lautet: „Zweck des Vereines ist, durch einträgliches, geordnetes Zusammenwirken bei Feuergefahr Leben und Eigentum der Bewohner des Marktes und nach Möglichkeit jener der Umgebung zu schützen und zu erhalten.“
Die Feuerwehr Hermagor zählt auch zur „Stammriege“ des im gleichen Jahr gegründeten „Kärntner-Landesfeuerwehrverbandes“. Auch wird der Bestand des Feuerwehr-Vereines des Marktes Hermagor nach dem Inhalte der vorgelegten Vereinsstatuten im Sinne des Gesetzes vom 15. November 1867 über das Vereinsrecht am 6. November1869 vom k. k. Landespräsidenten bescheinigt. Eine eigene Dienst-Ordnung regelte das wirksame Eingreifen bei Feuersgefahrt und planmäßiges Vorgehen bei den Übungen. So heißt es in dieser laut § 2: „Durch diese für die Freiwillige Feuerwehr für den Markt Hermagor bestimmte Dienstordnung wird die von der Errichtung der Freiwilligen Feuerwehr für den Markt Hermagor bestandene Feuerpolizei- und Löschordnung bezüglich der Bürgerschaft, welche bei der Freiwilligen Feuerwehr nicht beteiligt ist, nicht berührt.“ So ward die Gründung der Feuerwehr Hermagor vollzogen, der Markt Hermagor hatte somit eine der ersten Freiwilligen Feuerwehren des Landes. Doch so manche „Feuerprobe“ war in den nun folgenden Jahren zu bestehen. Die Feuerwehr hat für alle Zukunft die Nächstenliebe auf ihre Fahnen geschrieben. Die beiden FF haben nach 140 Jahren mehr denn je durch den Weitblick dieser Gründer ihre Gültigkeit behalten.
GRÜNDER
der Freiwilligen Feuerwehr Hermagor:
Lucio Gallin, geboren 1826, war Fabrikbesitzer in Hermagor. Er galt als Ideenbringer und eigentlicher Gründer der Feuerwehr Hermagor. Gleichwohl war er ein großer Gönner und Organisator und bekleidete in der Wehrführung verschiedene Funktionen. Wenngleich selbst nie Hauptmann, wurde er 1877 zum ersten Ehrenmitglied. ja sogar zum ersten Ehrenhauptmann ernannt. Gallin stellte seine Dienste der Feuerwehr über 25 Jahre, bis zu seinem Tode im Jahr 1892, zur Verfügung.
Hans-Stefan Gasser, geboren 1837, auch Fabrikbesitzer in Hermagor, ist ebenfalls als Gründer anzusehen und war der erste Hauptmann der Feuerwehr Hermagor. Auch er bekleidete verschiedene Funktionen in der Wehrleitung und war über 40 Jahre ein vorbildliches Mitglied. Hans Gasser wurde im Jahre 1911 zum Ehrenmitglied ernannt und starb im Jahre 1918.